Prof. Dr. Klaus Buchner (ÖDP) war von 2014 bis 2020 MdEP der ÖDP im EU-Parlament

Die Liste der ÖDP zur Europawahl im Mai 2014 wurde von Prof. Dr. Klaus Buchner angeführt. Er ist Atomphysiker und hat 2009 mit Teilerfolgen gegen den EU- Vertrag von Lissabon geklagt. Er besitzt daher viel EU- Detailwissen und wird so eine wesentliche Bereicherung des Europa-Parlamentes sein. Ein herzliches Danke an alle Wählerinnen und Wähler, die mit ihrer Stimme Dr. Buchner im Mai 2014 in das EU- Parlament gebracht haben, Dr. Buchner gehörte laut externen Bewertungen zu den aktivsten MdEP aus Deutschland.

ÖDP Bergisches Land

Dienstag, 12. Juni 2012

Schwester Hatune zur Situation in Syrien - ein Interview mit Volker Reusing


Dies ist eine Mitschrift eines Video- Interviews. Für die Schreibweise von Eigennamen (Orte, Personen) übernehme ich keine Gewähr. Fehler sind trotz besten Bemühens nicht ausgeschlossen, da das Video/ Audio- Mitschreiben eine Heidenarbeit ist. Ich habe redaktionelle Änderungen vorgenommen, wenn dies das Verstehen oder Lesen erleichtert. Ich bin dabei bemüht, den Aussagesinn der Sprecher zu erfassen und hoffe, keine eigenen Ansichten anderen in den Mund zu legen. Das Interview führte Volker Reusing für seinen privaten Menschnerechte- Blog (Unser Politikblog). Er war damals auch Kreisvorsitzender der ÖDP Bergisches Land. Ich stelle hiermit die Aussagen von Schwester Hatune der Öffentlichkeit zur Diskussion vor. Die Aussagen geben keine Positionen des Kreisverbandes wieder, sollen aber durch die Darstellung von Informationen betroffener zur Diskussion beitragen, damit keine falschen Schlüsse zu Syrien gezogen werden und der Frieden und Minderheiten geschützt sind.
Radevormwald, den 13.06. 12, Felix Staratschek, stellvertretender Kreisvoritzender der ÖDP Bergisches Land
Link zum Thema:
Hompage von Schwester Hatune
 



Volker Reusing: (Prolog) Es ist Freitag der 1. Juni 2012. Heute hat der UNO- Menschenrechtsrat laut seiner eigenen Webseite getagt und hat beraten darüber, ob der UNO- Menschenrechtsrat eine Resolution über Syrien annimmt. Es war aber bereits die 4. Sitzung, die der UNO- Menschenrechtsrat innerhalb eines Jahres zu Syrien abgehalten hat. Der Hauptanlass für diese Sitzung war das Massaker, dass in Halula stattgefunden hat, verübt worden ist am 25. Mai 2012. Anfänglichen Medienberichten zufolge soll dieses Massaker von Regierungstruppen verübt worden sein. Doch dann kamen zunehmend zweifel auf. Gegenüber Russia Today hat sich ein Fotograf gemeldet, der beanstandete, dass Fotos, die diesem Massaker zugeschrieben wurden und in verschiedenen Medien veröffentlicht worden seien, in Wirklichkeit von ihm gemacht worden seien. Und die Fotos zeigen Tote aus dem Irak aus dem Jahr 2003. Die haben mit Syrien überhaupt nichts zu tun. Am 26. Mai 2012, einen Tag nach dem Massaker von Al Hula waren außerdem Journalisten der Abchasisichen Nachrichtenagentur Abchasian Network News Agency (ANNA) dort in El Hula und haben Einwohner nach den Vorgängen befragt. Demzufolge sollen etwa 700 Leute die Zivilisten angegriffen haben, darunter Rebellen, Kriminelle und auch Söldner aus anderen Staaten als Syrien. Dem Bericht von ANNA findet man in deutscher Übersetzung auf dem Blog APXWN. Da ist dies am 31. Mai 2012 veröffentlicht worden. Das wäre nicht das erste Mal, dass etwas der syrischen Regierung in die Schuhe geschoben werden sollte, es gab schon einen Bericht im deutschen öffentlich rechtlichen Fernsehen über ein angebliches Foltergefängnis in Syrien. Es stellte sich dann später heraus, dass es Aufnahmen gewesen waren aus 2007 aus einem Gefängnis im Irak, wo Al Arabia darüber berichtet hatte. Das Material ist angeblich durch syrische Oppositionskreise zu deutschen Medien gelangt sei und wurde dort als Bilder aus einem syrischen Foltergefängnis gezeigt. Dies berichtete der Sender KI- TV und später der Sender „Alles Schall und Rauch“. Seit dem 31. Mai 2012 findet in den USA in Shabtingy in Virginia in der Nähe von Washington die Bilderbergkonferenz statt. Das ist auch eine interessante Parallele zu Syrien: Denn eine der Führungspersönlichkeiten der syrischen Opposition, Frau Wasmer Kourtmany vom syrischen Nationalrat ist dort bei dem Bilderbergtreffen zu Gast. Ebenfalls ist bei dem Bilderbergtreffen das CFR- Mitglied Neill Furgisson anwesend. Der hat in der Zeitung „Die Welt“ ein interview gegeben hat mit dem Namen „Angriff auf Iran ist das kleinere Übel“. Herr Fergisson gehört zum Council on Foreign Relation (CFR), eine der größten und mächtigsten amerikanischen Denkfabriken. Im Februar 2012 hat der CFR zweimal einen Angriff auf den Iran gefordert. Einmal geschah dies durch Herrn Furgisson, einmal durch Herrn Mathew Kroenig in dem Artikel „Time to attack Iran“ in der Zeitschrift des Council on Foreign Relations (CFR). Das gleichzeitig ein Vertreter vom CFR bei der Bilderbergkonferenz ist und eine Führungspersönlichkeit der syrischen Opposition, wirft die Frage auf, ob die Destabilisierung Syriens Teil eines Plans ist , um einen Konflikt mit dem Iran zu erzeugen.
Am 31. Mai 2012 haben wir von unser Unser Politikblog mit Schwester Hatune Dogan gesprochen. Sie ist Gründerin der Schwester Hatune- Stiftung, die sich vor allem auch für Christen im nahen und mittleren Osten einsetzt. Sie ist vor wenigen Tagen aus Syrien zurück gekommen und schildert im Interview ihre Eindrücke und was ihr die Menschen, die sie in Syrien gesprochen hat zu ihrer Einschätzung sagen, was hinter dem Konflikt steckt und wer die Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübt.

Volker Reusing: Heute ist Donnerstag der 31. Mai 2012. Hier meldet sich unser Politikblog, mein Name ist Volker Reusing. Heute spreche ich mit Schwester Hatune Dogan, der Schwester Hatune Stiftung. Hatune, du warst vor kurzem in Syrien. Wie ist die Lage dort?
Schwester Hatune: ich war im April 2012 in Syrien. Ich war mit zwei weiteren Leuten, unserem Stiftungsdirektor Bernd Wilke – der viele Jahre als Rotkreuz- Direktor hier lokal gedient hat - und Gert Zimmermann aus Essen, ein Mitglied von unserer Stiftung dort. Wir sind von Süden nach Norden, von Westen nach Osten gefahren, mit Bussen, mit Autos, außer der Gegend um Homs, davon haben wir nichts gesehen und nichts erlebt. Es wurden an zwei Stellen ganz normale Demonstrationen geführt und man durfte keine Fotos, Videos oder sowas machen. Dies war strickt verboten. Wir haben versucht durch künstliche Organisation die Lage genau zu hören, also im Vertrauen. Es wurde uns gesagt, wir bitten Amerika, Europa, dass sie unsere Regierung bleibt und nicht geändert wird. Es war eigentlich sehr friedlich, eine normale Lebensführung. Und die haben uns geschildert, dass hier viel Mist gebaut wird bei den Medien. Es wird viel gelogen. Viele Fälle passieren in anderen Ländern, im, Irak. Die haben uns beispielsweise gesagt, dass 14 Fälle, die im sich Irak abgespielt haben, als syrische Ereignisse in den Medien dargestellt wurden. Und die Christen selber fühlen sich nicht wohl, die fühlen sich hintergangen von Europa und Amerika und der westlichen Welt. Die sagen, es gibt keinen arabischen Frühling. Das sollen die Leute vergessen, es gibt sowas nicht. Sehen sie was in Ägypten passiert, sehen sie was nach Gaddafi passiert, überall kommen die Fanatiker an die Macht. Schauen sie was im Irak mit Christen und Minderheiten passiert. Und jetzt ist Syrien das einzige Land, wo noch Christen Freiheit gewährt ist. Aber das wird jetzt leider auch zerstört. Die Christen haben einen Appell formuliert, die Alawiten auch, dass sie nicht ermordet werden wollen. Egal ob Europa oder die USA oder sonst wer hinter einem Sturz von Assad stehen, die Christen sind in Sorge dass es der größte Völkermord auf der Welt wird. Wenn die Fanatiker an die Macht oder Möglichkeiten bekommen werden die Christen an erster Stelle die Opfer sein. Als Kinder und Frauen getötet wurden, wurde jetzt gesagt, dass dies die Regierung getan habe. Aber um Gottes willen, die Regierung, ich habe mit Vertretern persönlich geredet, die wollen das nicht. Das ist nicht die Regierung, das sind die Fanatiker, die gegen Bashar sind und nicht seine Leute. Ich habe mit einen Soldaten, mit dem ich verwandt bin im April 2012 gesprochen. Er habe ihn getroffen und gesagt, sage mir bitte als Verwandter die Wahrheit, was hier läuft. Es ist doch schlimm, wenn Soldaten Zivilisten töten. Er sagte, Schwester, wissen Sie, ich habe einen Fall erlebt. Er war noch unter Schock und er hat gezittert. Er sagte, wir waren sechs Leute im Soldatenjeep, als die Salafisten oder Fanatiker auf uns zu kamen. Ihre Waffen waren stärker, als unsere und sie haben uns überwältigt. Ich konnte noch aus dem Jeep springen und mich darunter verstecken, sagte er. Und ich habe zugesehen, wie meine Kollegen leider Gottes getötet wurden. Ich hatte Angst und habe mich versteckt und hatte Glück im Unglück. Sie haben meine Kollegen getötet und ihre Kleider und den Jeep mitgenommen. Sie haben mich da liegengelassen, wie einen von den Toten. Sie haben dann in den Uniformen andere getötet und das bewusst aufgenommen um vorzutäuschen, dass dies Soldaten gewesen seien. Ein mit mir verwandter syrischer Soldat hat mir diese Geschichte erzählt und wart immer noch am Zittern und am Weinen und unter Schock. Aus therapeutischen Gründen habe ich versucht ihn ein bisschen zu schonen und zu unterstützen. Aber in einem Gespräch, was er erlebt hat, war das schon zu viel für ihn. Also um Gottes Willen! Bashar soll aus christlicher Sicht an seinen Positionen bleiben. Ich bin keine Freundin des Regimes. Ich mag auch keine Regime. Aber der Bashar ist bereit, soweit ich mitbekommen habe, alle Forderungen zu erfüllen. Und trotzdem lassen die den nicht in Ruhe. Die sollen Sanktionen setzen, dass er seine Politik ändert, aber bitte nicht Bashar von seinen Positionen absetzen.
Für die Christen fängt es jetzt schon an, dass die Christen wieder an erster Stelle getötet werden, gekidnapt werden. Das kann doch nicht so weiter gehen.
Volker Reusing: Sind es ausschließlich die Rebellen, die diese Übergriffe auf Christen machen?
Schwester Hatune: Fast nur die Rebellen! Es beispielsweise so: Über 6000 Familien vom Homus, fast alle Konfessionen sind rausgegangen. Die Rebellen gehen in die christlichen Häuser und Kirchen und belagern die. Die Christen wollen nicht kämpfen und laufen weg. Dadurch sind die obdachlos geworden und haben Angst zurückzukehren. Und die Rebellen kämpfen gegen die Regierung. Wenn die beispielsweise in eine Kirche sich verschanzt haben und gegen die Regierung kämpfen, wird die Regierung antworten. Und dabei wird die Kirche zerstört. Und dann wird im Westen gesagt, sieh mal, die Regierung hat sogar die Kirche angegriffen. Aber das geschah nicht, weil die Kirchen zerstören wollen, sondern weil die Rebellen da drin waren. Die syrische Regierung ist auf keinen Fall gegen Christen.
Volker Reusing: Es gibt auch weitere Stimmen, dass zumindest ein Teil der angeblichen Angriffe der Regierung auf Zivilisten gefälscht sei, z.B. hat ein kommunistischer Sender Namens KI- TV entdeckt, dass ein angeblicher Bericht über Videos aus einem syrischen Foltergefängnis in Wirklichkeit aus dem Irak aufgenommen worden war und bereits vom ägyptischen Sender Al Arabia Jahre (2007) vorher schon ausgestrahlt worden. Und ein Foto, das vor kurzem in Al Hula gemacht wurden sein soll, soll laut einem Journalisten, der sich bei Rissia Today gemeldet hat und hat gesagt, er selber habe dieses Foto 2003 im Irak aufgenommen.
Schwester Hatune: 14.48 Ich habe von 14 Fällen gehört, dass es im Irak oder in anderen Ländern Kämpfe oder Bomben gab. Und die Bilder davon wurden so dargestellt, als seien diese in Syrien passiert. In 14 Fällen ist das Bewiesen, haben die gesagt. Und dass können doch die Weltmedien nicht so einfach annehmen und dann publizieren, ohne genau zu wissen woher die Ursprünge sind. Das kann doch wahr sein! Oder hat sich die ganze Welt vereinigt gegen diese Regierung zu kämpfen, weil die zu Christen halten?
Volker Reusing: Ich vermute eher, dass es darum geht, dass bestimmte Leute einen Angriffskrieg gegen den Iran wollen. Im Februar 2012 hat die mitlitaristische Denkfabrik Council on Foreign Relation (CFR) in einem Artikel von Mathew Grönig gefordert, „Time to attack Iran“ - den Iran anzugreifen – wegen ihres Atomprogramms als Vorwand. Und der Historiker Neil Furgisson, der auch beim CFR ist hat in der Zeitung „Die Welt“ gesagt, ein Angriff gegen den Irak sei das kleinere Übel. Dass alles wurde im Februar diesen Jahres gesagt. Ich vermute, dass sie den Konflikt um Syrien anheizen, um damit den Iran zu provozieren, wenn der Iran sich nicht anders provozieren lässt, dass man den Iran als schuldigen dastehen lassen kann.
Schwester Hatune: Aber die können doch nicht ein Land wegen einem anderen Land in Feuer legen. Das geht doch nicht, das sind getrennte Länder. Ich glaube da spielen noch viele andere Ursachen mit. Der Iran ist vielleicht eine davon. Aber es gibt auch Öl in Ramala und an der türkischen Grenze. Öl spielt also auch eine Rolle, es gibt genug Quellen. Auch Katar kann eine Rolle spielen, dass die eine Gaspipline aufmachen wollen und Syrien da im Weg ist. Da sind so viele wirtschaftliche Ursachen. Ich glaube nicht, dass es den Amerikanern, Europäern und allen, die gegen Baschar sind, dass die wegen der Menschenrechte sowas machen. Das ist nur wieder Politik und Wirtschaft. Und ich habe einen Aufruf an die ganze Welt, dass diese auch die Minderheitenrechte bewahren und nicht wegen der Wirtschaft diese Minderheitenrechte, wie im Irak und Ägypten jetzt unter den Füßen zertreten werden und die Wurzel der Christenheit zerstört wird. Denn Syrien ist neben Ägypten das einzige Land mit einer nennenswerten christlichen Minderheit. Der Irak ist fast leer. Ihr schneidet eure Wurzeln selber ab wegen der Wirtschaft und wegen dem Geld, dass kann doch nicht wahr sein! Und die Fanatiker in vielen arabischen Ländern werden jetzt vom Westen unterstützt, dass kann doch nicht wahr sein, dass Saudi Arabien von Amerikanern und Europäern unterstützt wird?! Das ist doch nur die Wirtschaft!
Volker Reusing: Das härteste ist noch, die TAZ schreibt, dass selbst Al Kaida auf der Seite der Aufständischen kämpft. Was die TAZ nicht schreibt ist, wer Al Kaida überhaupt ist. Und mit Al Kaida verbündete Islamisten haben auch geholfen, Gaddafi zu stürzen. Aber beim 11. September 2001 soll es Al Kaida gewesen sein. Da sind so viele Widersprüchlichkeiten!
Schwester Hatune: Leider Gottes, es ist immer so, wenn die vom arabischen Frühling sprechen ist es das genaue Gegenteil. Für islamische Länder ist es gar nicht so schwierig ist, ein Regime, einen Diktator oder wie man das nennt, herunter zu holen und eine dreifach schlimmere Regierung an seine Stelle zu setzen. Seid es den Islam gibt ist es normal, einen schlimmen Sultan runter zu holen und einen noch schlimmeren an seine Stelle zu setzen. Baschar ist nicht so. Ich bin kein Freund vom Regime, ich bin ein Freund von Freiheit, Demokratie und Frieden. Aber für uns Christen ist Baschar und seine Familie die beste Regierung gewesen. Und ich befürworte, dass das bleibt, nur seine Politik soll er ein bisschen ändern, nachdem es Demonstrationen und harte Sanktionen gegen ihn gibt.
Volker Reusing: Wieviele Christen leben eigentlich so alteingesessen in Syrien und wieviele christliche Flüchtlinge aus dem Irak leben in Syrien?
Schwester Hatune: Es sind insgesamt über 15.000 christliche Familien und es sind insgesamt 10 Millionen Christen in allen Kirchen. (Anmerkung: Für Syrien müssten es ca. 1,5 Mio. sein, Ägypten hat um die 10 Mio. Christen.)
Volker Reusing: 10 Millionen Christen, die in Syrien leben?
Schwester Hatune: Alle zusammen ja. (Anmerkung: Laut Fischer Weltalmanach von 2001 hat Syrien ca. 16 Mio. Einwohner, davon 9% Christen. Durch Flüchtlinge aus dem Irak kann der Anteil leicht gestiegen sein. Aber das sind immerhin doppelt so viele Christen in Syrien, wie Muslime 2012 in Deutschland leben.)
Volker Reusing: Ich habe gelesen, dass in Syrien jetzt so eine Art Volksabstimmung stattfinden sollte über eine neuere demokratischere Verfassung. Hat sich da was getan?
Schwester Hatune: Da bin ich überfragt. Da kann ich nicht antworten.
Volker Reusing: Zumindest hatte Assad das versprochen und viele Leute haben sich auch kritisch geäußert, dass man diesem Regime Zeit geben sollte, um zu sehen, ob es diese Forderungen erfüllt.
Schwester Hatune: Soweit ich weiß und dies von eigenen Leute gehört habe, war Baschar bereit, alle Auflagen und Anforderungen, die von Außen gekommen waren, zu erfüllen. Ich habe aber nicht genau gefragt, was für Forderungen das waren, dass weiß ich selber nicht.
Volker Reusing: Hat Syrien ähnlich wie der Iran unter Vorwand seines Atomprogramms Wirtschaftssanktionen bekommen?
Schwester Hatune: Die wollten dass keine Flüge mehr nach Syrien gehen. Die Türkei droht da am meisten. Es sollten keine Kontakte mehr hergestellt werden und harte Sanktionen geben. Aber die Türken lügen so viel, die sagen es gibt Millionen Flüchtlinge in der Türkei. Wir waren selber im großen Flüchtlingslager und da waren 6000 Flüchtlinge, nicht mehr und nicht weniger. Es wird von 100 Millionen geredet (Anmerkung: Sie meint wohl 100.000). Es gibt soviel Lügen, ich weiß nicht, warum die Medien das akzeptieren. (22.34)
Volker Reusing: Gibt es denn positive Beispiele in westlichen Massenmedien, die da differenzierter berichten?
Schwester Hatune: Weniger, die Wahrheit kommt nicht raus, soweit ich es bis jetzt mitbekommen habe.
Volker Reusing: Ich habe kritischere Medien gefunden, schweizerische Medien, vor allem „Alles Schall und Rauch“ oder von Jürgen Todenhöfer, der früher – glaube ich – beim Burda- Verlag Chefredakteur war, und der den Nahostbereich gut kennt.....
Schwester Hatune: Sie sprechen jetzt von allgemeinen Medien und ich komme jetzt vom nahen Osten und weiß wenig davon, was hier abgelaufen ist. Aber was hier allgemein abläuft in den Medien ist negativ für Syrien.
Volker Reusing: Wie reagieren denn die Kirchen hier in Deutschland?
Schwester Hatune: Also die Kirche ist verängstigt, weil Syrien das einzige Land ist, wo es noch volle Rechte für Christen gibt. Es gibt hier wenige Leute, die sich politisch engagieren. Diese sagen, Baschar muss sich ändern. Aber die Mehrheit hat Angst, dass die Kirche runter geht. Und wenn die Kirche in Syrien runter geht, dann ist die Wurzel der Christenheit wirklich abgekappt. Wir haben Angst.
Volker Reusing: Wie kann man die Situation entspannen? Welche Schritte braucht es, um dazu?
Schwester Hatune: Ein Schritt ist, dass Baschar in Frieden gelassen wird. Er soll wohl seine Politik ändern, aber als Regierender bleiben. Dann werden die Menschen sich beruhigen.
Volker Reusing: Das heißt, dass man mit friedlichen Mitteln Druck macht, dass das Land sich demokratisiert, aber alle Unfriedlichkeiten müssen eingestellt werden.
Schwester Hatune: Das wäre schön. Wir sind alle dafür, dass es eine Demokratie wird und kein Regime, aber nicht mit der Sanktion, dass er runter muss. Wenn er runter muss, dann kann ich ihnen zu 100 oder 1000 Prozent garantieren, dass zuerst die Christen und dann die Alawiten dran glauben müssen.
Volker Reusing: Wer soll die Rebellen stoppen, wie soll das friedlich funktionieren?
Schwester Hatune: Wenn der Westen ihnen hilft, anstatt zu sie zu stoppen. Ist deren Tun es kein Wunder. Niemand kann sie stoppen. Nur Amerika kann das tun, Amerika und Europa.
Volker Reusing: Das heißt, dass ein klares Signal Gesetz werden muss, dass die Rebellen keine Hilfe mehr bekommen?
Schwester Hatune: Ich habe es selber gesehen, da sind Leute, die lilane Kleider haben und Waffen tragen an den Grenzen, damit jemand die Wahrheit kennt, dass hinter der Grenze eigentlich gar nichts passiert und man da ganz normal lebt. Was hier berichtet wird, dass es tagtäglich hinter der Grenze nur Kämpfe gibt, das stimmt überhaupt nicht. Die lassen nur niemanden reinkommen und geben keine Visa für Touristen, die Botschaften in vielen Ländern sind zu und dann sagen wir, es gebe nur Mord und Totschlag, das stimmt überhaupt nicht. Von dem, was gezeigt wird stimmt nur 5 Prozent. 95 % war Lügen.
Volker Reusing: Das heißt die Opferzahlen werden viel zu hoch angegeben und die Rebellen werden zumindest zum Teil vom Westen ausgerüstet.
Schwester Hatune: Die werden von der Türkei, von Saudi Arabien und vom Westen ausgerüstet und bezahlt. Da sind arme Menschen in den bergen, die geben denen Waffen, die zeigen denen, wie die mit den Waffen umgehen, die zeigen denen wie die kämpfen sollen. Ich sage ihnen, ich habe Frauen getroffen, in lilalen Kleidern, die in den Bergen hinter der Grenze Waffen getragen haben. Die haben uns auch gefragt, wo wir über die Grenze rauskamen – es war schon nicht so einfach, wir sind durch die Rebellengegenden durchgefahren, es war nicht ohne Risiko – aber der Taxifahrer kannte die Gegend, der war aus der Gegend und der hat die alle begrüßt. Und natürlich haben wir uns nicht getraut Bilder zu machen. Er sagte, die werden auf uns schießen, wenn wir Bilder machen.
Volker Reusing: Hier im Westen habe ich von einer Aktion gelesen zur Solidarisierung mit den friedlichen Demonstranten, mit der friedlichen Opposition, die in größerer zahl ja auf die Straßen gegangen ist und Demokratie fordert. Und das lass ich so, als ob zum teil die Rebellen die friedlichen Demonstranten vor Angriffen der Regierung beschützen würden. Gab es dass, das es Übergriffe der Regierung auf die Demonstranten gab und die Rebellen diese schützen oder ist das Propaganda?
Schwester Hatune: Das ist Propaganda. Wenn jemand friedlich demonstriert, wird niemand angegriffen. Es kommt natürlich vor, dass sich Scharlatane dazu begeben, die schießen und die Regierung wird dann eingreifen. Dann wird die Regierung beschuldigt. Aber die Regierung wird nie als erstes schießen. Und wenn die angegriffen werden, verteidigen die sich natürlich.
Volker Reusing: das die Lage in der Hauptstadt zumindest ruhig sei, dass hatte auch Christoph Hörstel berichtet.
Schwester Hatune: Wir waren in Halep (Alleppo) und es war ruhig, wir waren in Kamstos und es war ruhig, wir waren in Zentambre und es war ruhig, wir waren in Hasekke und es war ruhig, wir waren in Damaskus und es war ruhig, Nur nach Homs konnten wir nicht gehen, weil da die Kämpfe waren.
Volker Reusing: Die Rebellen scheinen gar keinen großen Rückhalt in der Bevölkerung zu haben, wenn sie trotz Unterstützung aus dem Ausland nur geringe Gebiete kontrollieren können.
Schwester Hatune: Die Rebellen haben sich nur hinter den grenzen verschanzt. Und an einer grenze wurde mir bei Aleppo von einem Polizisten gesagt, Schwester, sie sind willkommen und dürfen in unser Land kommen, sie haben ein Visum. Aber ich kann ihnen nicht garantieren, hier hinter der grenze sind ein paar Partisanen und die haben Waffen. Und wenn Ihnen was passiert, dann werden die sagen, sehen Sie das ist die Regierung. Vielleicht wäre es schöner, wenn sie die Luftlinie nehmen würden, über den Flughafen ist es sicher als.... (hier gab es technische Probleme bei der Übertragung). Die Leute wissen wohl, dass die Partisanen ihre taten der Regierung in die Schuhe schieben. Und die haben uns davor gewarnt, deshalb haben die uns an der grenze nicht rein gelassen und gesagt, die haben gesagt, es kann euch was hier hinter der Grenze passieren, aber danach nicht mehr. Nur hinter der Grenze. Und wir haben diese Kämpfer dann gesehen bei der Ausfahrt aus Syrien gesehen, wie sie sich benommen haben.
Volker Reusing: Wie ist denn die Versorgungslage in Syrien?
Schwester Hatune: Die ist nicht so gut. Die Menschen, die leiden und die Preise steigen langsam. Und obwohl Syrien eines der Länder ist, wo vieles am Billigsten ist, verglichen mit anderen Ländern, ist es für die Einheimischen nicht so gut.
Volker Reusing: Hasben die Leute Angst, dass die Lage wir im Irak werden könnte?
Schwester Hatune: Wenn Baschar weg ist haben die Leute Angst, dass es tausendfach schlimmer wird, als im Irak. Wenn Baschar weg ist, haben die Angst, dass der größte Völkermord auf der Welt passiert. (Anmerkung: Ich gebe diese Aussage so wieder, wage aber selber nicht, Völkermorde der Größe nach zu differenzieren. Die direkte Betroffenheit von Schwester Hatune mag mit zu diesem Satz geführt haben.)
Volker Reusing: Hier im Westen hört man oft, dass sich ein Teil der Rebellen als freie syrische Armee bezeichnet und es gibt glaube ich, auch einen syrischen Nationalrat. Dieser syrische Nationalrat distanziert sich ja, glaube ich. Das sind Oppositionelle die sich von den Rebellen distanzieren.
Schwester Hatune: es gibt beide Parteien immer. Und das ist leider falsch.
Volker Reusing: Wie stehen denn die Leute in Syrien zu diesen syrischen Nationalrat? Dieser syrische Nationalrat wir ja im Westen oft als Vertreter einer friedlichen Opposition in Syrien angesehen.
Schwester Hatune: Ich glaube, lokal vor Ort, die wissen am wenigsten davon. Es wird nicht so direkt rüber kommen, da die vom Westen aus sprechen und nicht vor Ort sind. Die sagen, das hilft uns nicht.
Volker Reusing: Das heißt, die kriegen gar nicht mit, wer da im Ausland für sie spricht.
Schwester Hatune: Nein, die bekommen das nicht mit.
Volker Reusing: An wen sollten die Informationen in diesem Interview gehen, damit die Berichterstattung ausgewogener wird?
Schwester Hatune: Also ich würde sagen, dass alle Medien bis jetzt Fehler gemacht haben. Was bis jetzt rauskam ist wirklich Fehler. Ich sage nicht, dass es keine Kämpfe da gibt. Aber zu 95% ist das, was gezeigt wurde, Lüge. Es wurde, wie ich gesagt habe, so falsche Nachrichten rüber gebracht und verbreitet, falsche Täter, falsche Namen, falsche Gruppen wurden als Wahrheit gezeigt. Der Westen und Amerika müssen in anderen Strukturen denken, Syrien zu verändern und das nicht so machen, wie dies jetzt geschieht. Dies soll an Politiker und Medien gehen.
Ich wünsche Euch (Volker und Sarah Reusing) viel Erfolg und Gottes Segen.

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